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Bedeutung der Lagen

Die Wachau war früher eine arme Region, weil man auf den kargen Böden nur Kartoffeln und Wein anbauen konnte. Wein wurde zu früheren Zeiten noch in Doppelliter-Flaschen verkauft. Die Menge war wichtiger als die Qualität und so war mit Wein, trotz harter Arbeit an den Hängen, nicht viel zu verdienen. Das hat sich geändert – aber dazu später mehr.

 

An der Mosel hingegen erkannte man schon früh, die Besonderheit ihrer Steillagen und so wurden die Moselweine (wie auch die Rheingauer) weltweit ähnlich hoch gehandelt wie die edlen Burgunder oder Bordeaux. Dabei werden nicht überall die Weine nach dem Wert der Lagen klassifiziert. Erlaubt mir einen kurzen Abstecher in das Wirrwarr der verschiedenen Klassifikationsmodelle.

 

Zur Entwicklung der Klassifikationsmodelle:

 

Die Bordelaiser entwickelten 1855 in Auftrag Napoleons III. ein System, welches das Renommee der Weingüter in den Vordergrund stellt. Dieses System wurde 1855 zur Weltausstellung in Paris entwickelt und gilt im großen und ganzen bis heute! Die Herleitung der Einteilung war aus meiner Sicht relativ platt, bezog sie sich doch lediglich auf den Verkaufswert der Weine aus den letzten 100 Jahren. Also: wer am meisten Geld für seinen Wein bekommt, der macht den Besten. Ganz oben stehen 5 Weingüter, die als 1er Crus (Premier Crus) gelistet sind.

 

Noch im selben Jahr entwickelten die Burgunder (die weinmäßig im Wettstreit mit den Bordelaiser stehen) ihr eigenes System. Jules Lavalle veröffentlichte ein Buch, welches als Grundlage für die Klassifizierung diente. Es bezog sich jedoch nicht, wie im Bordeaux, auf das Renommee der Weingüter, sondern fußte auf dem uralten Wissen über die Qualitäten der Lagen (Crus bzw. Climat).  Eingeteilt wurde von unten nach oben:

 

-          Regionale Appelation (Weine aus dem Burgund) – 54 %

 

-          Kommunale Apellation (Weine aus bestimmten Gemeinden = Villages) – 34 %

 

-          Premier Cru: 562 Lagen – 10 %

 

-          Grand Cru: 34 Spitzenlagen – 2 %

 

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2012 erst hat sich dann der VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter) an das vierstufige System der Burgunder angelehnt. Hier heißt es dann:

 

-          Gebietsweine

 

-          Ortsweine

 

-          Erste Lagen

 

-          Große Lagen (Große Gewächse)

 

Dabei galt und gilt in Deutschland lange die Qualitätsklassifizierung nach der Reife der Trauben. Prädikatsweine werden eingeteilt in (aufsteigend nach dem Zuckergehalt in der Traube (Oechsle)): Qualitätswein, Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese, Eiswein. Also: je süßer desto besser (?).

 

Die Italiener kennen schon auch Lagen (v.a. im Piemont), aber sie setzen mehr auf „kontrollierte Herkunftsbezeichnungen“ (DOC oder DOCG). Hier steht also nicht die einzelne Lage, sondern ein ganzes Gebiet mit seinen typischen Rebsorten im Fokus.  Die Österreicher haben sich in der jüngeren Vergangenheit dem italienischen System der Herkunftsbezeichnung angeschlossen, indem sie DAC-Gebiete geschaffen haben. Nichtsdestotrotz spielen in Österreich auch die Lagen (hier Rieden genannt) eine wichtige Rolle. Verbände, wie die „Österreichischen Traditionsweingüter“ definieren z.B. Große und Erste Lagen. Zudem hat sich auch hier in fast allen Qualitätsbetrieben die Qualitätspyramide nach burgundischem System durchgesetzt: Gebiet, Ort, Lage, Große Lage.

 

Die „Vinea Wachau“ war 1983 die wohl zunächst erfolgreichste Winzervereinigung, indem sie nur noch trockene Weine zuließ und die 3 Weintypen „Steinfeder“, „Federspiel“ und „Smaragd“ (je nach Reife der Trauben) erschuf. Hier ging es also v.a. um die Reife der geernteten Trauben nach Oechsle bzw. Klosterneuburger Mostwaage. Doch unabhängig davon, wusste der verständige Weinkenner auch, dass ein „Kellerberg“ oder „Schütt“ eine besondere Lage war, was den entsprechenden Top-Winzern zu verdanken war.

 

Letztendlich dient die ganze „Klassifiziererei“ v.a. einem: der Wein soll zu einem möglichst hohen Preis verkauft werden können. Und so bestellt sich der weinkundige und gutbetuchte Gast eben entweder einen „Chateau Margaux“ (Güte des Weinguts), einen Pommard (Appelation), einen Chianti (kontrollierte Herkunftsbezeichnung) oder eine Trittenheimer Apotheke (Lage).

 

 

Nun aber wieder zurück zur Bedeutung der Lagen:

 

Fangen wir mal bei den Wurzeln an: das meiste des Wurzelwerkes befindet sich um die 50 cm unter dem Boden. Allerdings können sich die sog. Fußwurzeln bis zu 15 m (!) in die Erde bohren. Je nachdem, was sich im Inneren des Bodens befindet, nimmt der Rebstock mit dem Wasser die entsprechenden Nährstoffe auf, was wiederum das Aroma der Trauben beeinflusst.  Apropos Wasser: Regenmengen differieren von Gebiet zu Gebiet. Ein Mindestmaß von 400 – 500 ml/Jahr sollten gegeben sein.

 

Neben dem Wasser braucht aber der Wein v.a. Sonne. 1.300 Stunden/Jahr sollten es schon sein. Steillagen bekommen aufgrund ihres Einstrahlwinkels naturgemäß mehr Sonne ab, als flache Weinäcker. Selbst die Lichtreflexion von den Flüssen spielt hier eine Rolle.

 

Die Flüsse oder Gewässer haben aber auch noch den Vorteil der Wärmespeicherung. Denn Wärme liebt der Rebstock auch. Eine Durchschnittstemperatur von 15 Grad während der Blüte bzw. 18 ° während der Vegetationsphase sind hier mindestens nötig.

 

Die Ausrichtung (Exposition) des Weinberges spielt für die günstigen kleinklimatischen Verhältnisse eine wichtige Rolle. Ideal ist eine Süd-Ost-Ausrichtung. Aber auch Kessellagen können z.B. Wärme-Inseln sein.

 

Auch vorgelagerte schützende Berge können das Kleinklima positiv beeinflussen.

 

Das Besondere an sog. Cool-Climate-Weinen, ist deren belebendes Aromenspektrum. Es entsteht durch die Unterschiede von warmen Tagen und kalten Nächten. Kalte Winde aus nahen Hügelketten können dieses Phänomen positiv beeinflussen. Die Weine schmecken weniger flach und bekommen mehr Spannung.

 

Aus der Vielfalt der Rebsorten, gibt es welche, die den Boden besser bzw. schlechter erkennen lassen.

 

Sowohl der Riesling als auch der Blaufränkisch gelten als Rebsorten, welche das Terroir besonders gut abbilden.

 

Im Unterschied zu Frankreich sind „Große Lagen“ zwar teuer, aber noch bezahlbar.