Vor ein paar Jahren besuchte ich eine burgenländische Weinmesse. Das Qualitätsniveau speziell burgenländischer Rotweine ist ja mittlerweile sehr hoch. Und doch: Bei vielen Weingütern herrscht immer noch eine Stilistik vor, die einem überkonzentriert erscheint. Freilich kommen die Winzer damit den Trink-Vorlieben vieler Rotweintrinker entgegen, die vollmundige Weine bevorzugen und möglichst viel am Gaumen haben wollen.
Andererseits höre ich mittlerweile oft den Satz: „Mir sind Weißweine lieber, weil sie leichter zu trinken sind.“ Umso schöner ist es, dass es Winzer wie Daniel Bauer-Pöltl gibt, die weniger auf einen vordergründigen Schmelz der Weine wert legen, sondern mit möglichst wenig Eingriff im Keller ehrliche Weine produzieren. Nun steht „ehrlich“ im Weinvokabular für eher einfache Weine. Das trifft für die Weine dieses Weingut jedoch überhaupt nicht zu. Es sind freilich fordernde Rotweine, die bereits im Einstiegsbereich eine gewisse Komplexität zeigen. Umso mehr gilt dies für die Top-Weine, wie z.B. das „Alte Weingebirge“, welche zu den Besten des Landes zählen.
In diesem Jahr habe ich es dann endlich geschafft, persönlich beim Bio-Weingut vorbeizuschauen. Und was soll ich sagen. Daniel ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse, der es bevorzugt bescheiden von seinen Weinen zu reden. Schon bei den Einstiegsweinen kommt sofort wieder ein Gefühl von Authentizität auf. Unter einem Walnussbaum sitzend probiere ich mich durch bis zum „Alten Weingebirge“. Es ist eine wunderbare Serie, bei der die aufsteigende Qualität (und deren Preise) 1:1 nachvollziehbar ist. Jede Flasche wird extra für mich aufgemacht. Beim „Altern Weingebirge“ will ich zunächst nicht probieren, weil er mir zu teuer ist. Nachdem ich ihn probiert habe, ordere ich trotzdem. Große Klasse!
Meine einzigen Hintergedanken: Kann ich diese Art von Rotweinen, auch an den Kunden bringen. Denn Bauer-Pöltl-Weine „schmieren keinen Honig um den Mund“, sondern sind wie sie sind.
Ich lade Euch deshalb herzlich ein, Euch auf diese Art von Rotwein einzulassen. Ich bin das Risiko eingegangen. Wenn sie Euch nicht schmecken, muss ich sie halt selber trinken. Es gibt Schlimmeres im Leben. Ich schätze deren Lagerfähigkeit ohnehin sehr hoch ein. Und das obwohl Daniel Bauer-Pöltl bei der Schwefelung an der unteren Grenze bleibt.
Bauer-Pöltl bewirtschaftet seine Weinberge biologisch-organisch. Wie ich an anderer Stelle schon mal erwähnt habe, bezieht sich die biologische Bewirtschaftungsweise jedoch ausschließlich auf den Weinbau. Beim Keller ist da (trotz Biosiegel) noch sehr viel Eingriff möglich. Der Daniel fühlt sich aber auch im Keller den Ideen der biologisch-nachhaltigen Grundidee verpflichtet und greift so wenig wie möglich mit Schönungsmittel ein. Das setzt eine blitzsaubere Arbeit im Weinberg voraus. Nur bestes Traubenmaterial, welches aus den eigenen 16 ha Weinbergen stammt, kann auch bei minimal-invasiver Kellertechnik so gute Weine hervorbringen. Ich kann Euch nur empfehlen, das Ergebnis seiner Arbeit auszuprobieren!
Hier noch zwei Rezensionen über das Weingut:
Falstaff Weinguide Österreich 2023/24:
Die Weine vom Weinhof Bauer-Pöltl sind typisch und doch einzigartig. In Horitschon im Mittelburgenland gelegen, wird hier Wein von schweren Lehmböden gemacht. Kathi und Daniel setzen seit einigen Jahren schnörkellos ihre Ideen zum Thema Rotweingenuss um. Daniel absolvierte eine klassische Weinbauausbildung mit Auslandspraktika in Italien, den USA und Südafrika. Kathi kommt ursprünglich aus Tirol und ist Mikrobiologin und Genetikerin. Sie bringt mit vielen Ideen Schwung in den Betrieb. Handwerk, Nachhaltigkeit und biologische Arbeitsweise sind die Grundwerkzeuge zur Erreichung der hohen Qualität der Weine. Leitsorte ist der Blaufränkisch, der 60 Prozent der gesamten Rebfläche von 16 Hektar einnimmt. Die bekanntesten Weine sind »Domus Petri«, Blaufränkisch Hochäcker, Blaufränkisch Vom Lehm, »Christania« und »Altes Weingebirge«.
Gault Millau 2023:
Das
Selbstverständnis, Weine mit Charakter und Eigenständigkeit, ohne Schminke, sondern vielmehr mit Ecken und Kanten, zu keltern, haben Kathi und Daniel vom Weinhof Bauer-Pöltl über die Zeit so
verinnerlicht, dass die Kollektion jedes Jahr ein Stück spannender wird. Mit besonders viel Gefühl sind sie an den Blaufränkisch Ried Altes Weingebirge rangegangen.
So hat er sich zu einem straffen, mineralischen Rotwein mit Eleganz und vielen Facetten entwickelt. Ein Bilderbuch-Blaufränker!