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Die weißen Burgunder

Es gibt Weintrinker und Menschen, die Wein trinken. Ich zähle mich zu ersteren. Was unterscheidet beide? In erster Linie trinkt der Weintrinker mehr vom edlen Gesöff, wenn man mal die Alkoholiker beiseitelässt (was nicht immer eindeutig abgrenzbar ist😊). Und das scheinbar paradoxe daran: Weintrinker goutieren keine Exemplare, die vom Geschmack her zu überladen sind. In der Fachsprache nennt man solche Weine „laut“. Es gibt wohl wenig Menschen, die täglich einen fetten Schweinebraten essen wollen. Wir Weintrinker suchen daher eher die Feinheit im Wein, ohne dass es ihm an Charakter fehlt.

Und das führt uns direkt zum Weißen Burgunder. Er (wie alle Burgundersorten) ist eine Mutation vom Spätburgunder, welcher wiederum eine Mutation vom Schwarzriesling (!) vlg. Pinot Meunier ist. Alle Burgundersorten stammen, wie der Name vermuten lässt aus dem Burgund. Interessanterweise spielt der Weißburgunder in Frankreich jedoch keine große Rolle, da hier der Chardonnay als weißer Burgunder gilt. Beide Sorten sind vom Laien im Weingarten auch nicht unterscheidbar, weshalb in Österreich lange Zeit nicht zwischen beiden Sorten unterschieden wurde. In Frankreich heißen die Burgundersorten „Pinot“, was auf die Traubenform Bezug nimmt. „Pin“ heißt auf Französisch „Kiefer“. Die Form der Pinots erinnert an lang gezogene Kiefernzapfen.

Auch interessant: in den meisten Ländern gilt der Weißburgunder (Pinot blanc, Pinot bianco) eher als minderwertige Sorte. Nicht so im deutschsprachigen Raum. Gerade in Deutschland erfreut er sich immer größerer Beliebtheit und so gibt es nicht wenige „Große Gewächse“ aus dieser Traubensorte. Gerade in Baden ist der Weißburgunder einer der wichtigsten Weine. In Südtirol spielt er auch eine große Rolle und kann hier beste Ergebnisse bringen. In Österreich zeigt sich ein differenziertes Bild. Spitzenwinzer wie Georg Prieler pushen ihn. In der Steiermark wird er meistens als leichter Wein mit weniger Säure abgefüllt.

Der Vorteil bei allen weißen Burgundersorten: die moderate Säure. Wenngleich ich auch schon mal einen sehr animierenden Weißburgunder mit über 7 Promille Säure getrunken habe, bewegen sich die Säurewerte bei den Burgundern eher zwischen 5 und 6 Promille. Deshalb empfehle ich alle Burgundersorten gerne Menschen, die über Magenproblemen nach Weingenuss klagen.

Der Weißburgunder als solches schlägt dabei nie in eine besonders aromatische Richtung aus. Das macht ihn zu einem hervorragenden Allrounder in der Küche. Gerade zu weißem Fleisch geht Weißburgunder immer! Aber auch Gemüsegerichte oder Fisch können gut mit ihm. Bei schlechten Exemplaren kann das zu transparenten, nichts sagenden Weinen führen. Gute Erzeuger hingegen zeigen das Spektrum der Sorte auf: von leicht trinkbaren, schliffigen Weinen bis zu komplexen Tropfen ist hier alles drin. Als plakativer Duft/Geschmack des Weißburgunders wird oft die Nuss benannt. Doch im jeweiligen Einzelfall kommen da noch viel mehr unterschiedliche Geschmackseindrücke dazu.

Der Graue Burgunder ist v.a. bei „Nicht-Wein-Trinkern“ bzw. „Anfängern“ beliebt. Ich denke das liegt daran, weil er erst mal nach viel schmeckt. Er reift als Sorte gerne gut aus, sodass sich zu den burgundertypischen Nussaromen auch schon mal Eindrücke von Honigmelone, Karamell, Malz und Lindenblüten dazugesellen können. Größere Bedeutung hat er im Friaul (Pinot grigio) und Elsass, aber auch in Baden. Ein deutschsprachiges Synonym ist „Ruländer“, der so genannt aber in Deutschland dann meistens restsüß bis süß ausgebaut ist. Der deutsche Kaufmann und Hobbyweingärtner Johann Seger Ruland fand diese Sorte und hat sie in Deutschland kultiviert. Daher der Name.

Zwischen Grauen und Weißen Burgunder läuft oftmals exakt die Grenze zwischen Weintrinker und Menschen, die gelegentlich Wein trinken. Loben die einen die Feinheit des Weißburgunders, so lieben die anderen die Geschmacksfülle des anderen. Hat andersherum der Weißburgunder den einen zu wenig Geschmack, finden die anderen die vorlauten Töne des Grauburgunders zu ordinär.

 

Ich persönlich tendiere zum Weißburgunder, bin aber von so manchem Grauen Burgunder schon sehr positiv überrascht worden. Versteht es der Winzer die fetten Eindrücke des Grauen Burgunders zu bändigen, kann dieser eine Komplexität entwickeln, die durchaus zu beeindrucken weiß.

Und wieso heißt er jetzt grauer Burgunder? Das liegt an der Beerenschale die rötlich ist und einen grauen Schleier hat. Deshalb ist die Farbe des Grauen Burgunders auch immer kräftiger und kann sogar ins „rosé-hafte“ gehen, wenn ihn der Winzer auf der Maische stehen lässt.

Die dritte bedeutende weiße Burgunderart ist der Chardonnay. Für diese bedeutende Rebsorte habe ich bereits an anderer Stelle einen eigenen Blog-Beitrag geschrieben.

 

Zur Einschätzung der Rebsorten gilt für mich persönlich immer noch der Satz: Es gibt keinen schlechten Wein. Nur schlecht gemachten. Ich bevorzuge die Guten! Bei denen darf die Finesse nicht zu kurz kommen.